Walkenried

Der Südharz-Eisenbahn-Radwanderweg startet am Bahnhof Walkenried. Hier halten heute Regionalzüge, die zwischen Göttingen, Northeim und Nordhausen pendeln.

Pflichtprogramm in Walkenried ist die mächtige Ruine des Zisterzienser-Klosters Walkenried. Entweder man schaut sie sich nur von außen an oder man besucht das Museum, das nach modernen Maßstäben als dezentrales Expo-Projekt gestaltet wurde und kein bisschen angestaubt ist.

Sehenswert ist auch die Garteneisenbahn-Anlage der Familie Cramer am  Bahnhof Walkenried, die für einen geringen Obulus gerade zur Freude der Kinder ihre Runden dreht.

Von Walkenried nach Wieda Süd

Zunächst an den historischen Fischteichen des Zisterzienserklosters Walkenried, dem Affen- und dem Eckteich, vorbei wird entlang eines Neubaugebiets die Wiedaaue erreicht. Ein weites Wiesental, an dessen Westrand der Radwanderweg verläuft. Hinter den Teichen wurde die historische Trasse ein gutes Stück dem wucherden Grün entrissen.
Kurz vor der Ortschaft Wieda schwenkt die Bahntrasse bzw. der geteerte Radweg an die Straße heran und erreicht die Verpackunsgwerke, die aus der einst hier betriebenen Zündholzfabrik entstanden ist und die bis 1935 dem Haltepunkt „Zündholzfabrik ihren Namen gab. Danach hieß die Station „Wieda Süd“, weil dies für den aufkeinemden Tourismus für besser erachtet wurde.

Von Wieda Süd nach Wieda

Der Radwanderweg hält sich, wie einst die Bahnstrecke nahe der Landstraße, um dann nach Westen hin abzuschwenken, die Wieda auf einer originalen Eisenbahnbrücke zu queren und dann am Berghang bis zum Sportplatz zu verlaufen. Dieser war früher kleiner, heute muss man im Bogen um den vergrößerten Sportplatz herum radeln.
Nun ist das Kurhaus mit kleiner Gastronomie erreicht – und gegenüber die in Ortsmitte gelegene Haltestelle Wieda mit ihrem kleinen Fachwerkhäuschen. Von der Bahngesellschaft war dieser Halt gar nicht vorgesehen, aber die Bürger des langgestreckten Ortes Wieda verlangten nach einer Station in Ortsmitte.

Wieda

Den Ort Wieda einfach als langgestrecktes Straßendorf zu bezeichnen, wäre sicher zu kurz gegriffen. Der Ort liegt eingezwängt von steil und hoch aufragenden Bergen im Tal der Wieda. Im Talgrund war wenig Platz für Landstraße und Bahnstrecke, weshalb für die Bahn durch Stützmauern zum Fluss hin Platz geschaffen werden musste. Alte Industriegeschichte prägt die Ortschaft. Bescheidener Bergbau, Wanderglashütten, Zündholzfabrik und Sägewerke und vor allem die Wiedaer Hütte AG, die bis in die 1970er Jahre produzierte – zuletzt Ölöfen und Herde – all das gehört zur Geschichte. Die Kirche in Ortsmitte ohne Turm. Dafür ein leuchtend gelbes Glockentürmchen hoch oben am Hang, so das das Glockenschlagen im ganzen Ort zu hören war. Das Glashüttenmuseum in Ortsmitte überrascht mit einer wirklich sehenswerten, fundiert erklärten Ausstellung. Der Kurpark – errichtet anstelle der abgerissenen Hüttengebäude – ist heute verwaist. Ruhig ist es in Wieda – wer gern in reizvoller Berglandschaft wandert und nicht nur innere Ruhe sucht, ist hier richtig. In der Adventszeit ist die Wiedaer Krippenweihnacht im ganzen Ort zu bewundern.

Von Wieda nach Wiedaer Hütte

Nun geht es nordwärts bei leichter Steigung immer an der Wieda entlang. Am „Knicking“ musste der Hang abgetragen werden und rutschte zu Zeiten des Bahnbetriebes immer wieder nach. Danach beginnt der „Bohlweg“, die zweite Ortsstraße parallel zur Wieda auf deren Westufer. Und der Radweg auf historischer Trasse direkt daneben auf einer Stützmauer verlaufend. Die Ortsmitte querend, wechselt dei Bahntrasse unterhalb des Glockentürmchens (der Nachbarort Zorge hat auch eines) wieder an den Berghang. Hinter Gärten entlang, muss an einer Stelle ein steiler Weg wenige Meter zurück den Hang hoch bewältigt werden – vermutlich schiebend. Denn hier liegt ein Privatgarten quer auf der Bahntrasse. 50 m weiter gehts dann wieder auf der Bahntrasse in Richtung Kurpark – dem einstigen Standort des Bahnhofs „Wiedaer Hütte“.

Von Wiedaer Hütte zum Bahnhof Stöberhai

Waren die bisherigen Wegabschnitte schon schön, beginnt nun das „Highlight“ des Radwanderwegs: Die „Bergstrecke“ hinauf auf über 600 m ü. N.N.
Durch den ehemaligen Kurpark und am Denkmal für die Wiedaer Hütte in Form eines gemauerten Hochofens vorbei, wird die „Käsebergstraße“ erreicht. Kurz davor wurde ein Stück Gleis im Teer des alten Verlaufs der Käsebergstraße entdeckt und man machte daraus ein (fast zu gut) durch Geländer gesichertes Denkmal. 
Unterhalb des ehemaligen Forsthauses zwingt uns ein Privatgrundstück auf die Wiedaer Hauptstraße zurück.
Gegenüber der Buswendestelle am Ortsausgang geht es am Beginn des Parkplatzes steil bergan wieder auf den alten Bahnstreckenverlauf hinauf.
Nach einem Kilometer biegt die Bahntrasse in das Weinglastal ein, benannt nach den Wanderglashütten, die hier betrieben wurden bis das Holz alle war und dann weiterwanderten. Am Ende des Tals, am auf den über 720m hohen Stöberhai führenden „Nordhäuser Stieg“ (errichtet vom Nordhäuser Harzklub, die hierher gern einen Bahnausflug machten) wird der an den Hang geklebte Bahnhof Stöberhai erreicht. Die Bahnstrecke führte durch mehrere Felseinschnitte, von denen nur noch der letzte fahrbar ist.

Bahnhof Stöberhai

Allein seine romantische Lage im abgelegenen Weinglastal macht in zu etwas Besonderen: Den Bahnhof Stöberhai.
Er diente den Wanderen, die von hier aus den „Brocken des Südharzes“, den 720 m hoch aufragenden Stöberhau erwanderten. 1907 brannte das zu klein geratene erste Gebäude ab. Noch im gleichen Jahr war der heutige Bahnhof fertig.
In diesem findet sich heute die Gaststätte „Historischer Bahnhof Stöberhai“, die den Radlern gern ein solches – oder etwas anderes auf der schönen Terrasse serviert (Öffnungszeiten beachten!). Gegenüber kann in den Abendstunden eine Wildfütterung bewundert werden, während man im gemütlichen Gast- und Warteraum  bei Kaminfeuer die Speisekarte austestet. Und Wild gibt es hier jede Menge.
Mittels eines zweiten Gleises, dessen Anlage am steilen Berghang nur hinter einer Biegung nach dem Bahnhof möglich war, konnten hier auch Zugkreuzungen stattfinden, was gerade bei Verspätungen wichtig war.

Vom Bahnhof Stöberhai hinauf zum Kaiserweg

Auch hinter dem Bahnhof Stöberhai setzt sich die gleichmäßige leichte Steigung permanent fort, denn es gab keinen Zentimeter Höhe zu verschenken. Und so liegt die Ausfahrt aus dem Weinglastal zurück ins Steigertal immerhin 60 m höher als die Taleinfahrt.
Auch im Steigertal wird an Höhe gewonnen, ein Seitental ausgefahren, bis die im Talgrund verlaufende Landstraße die Höhe der Bahn erreicht hat. Um hier auf den zunächst geplanten Zahnradbahnabschnitt verzichten zu können, wechselt die Bahn am Eselstieger Grund  auf einem Damm die Talseite, durchschneidet auf der anderen Seite tief den Grauwacke-Fels und führt einen halben Kilometer zurück. Hier öffnet sich der Blick auf den bisherigen Verlauf der Bahnstrecke unten im Tal. Eindrucksvoll. Um den Bergrücken herum, wird auf 600 m Höhe die einstige Haltestelle Kaiserweg erreicht, die einst Wanderern und der Holzverladung diente. Wanderer gab es hier viele, denn die Station liegt hier am historischen Kaiserweg, der den Harz als mittelalterlicher Handelsweg von Bad Harzburg bis nach Walkenried und weiter zur Kaiserpfalz Tilleda am Kyffhäuser auf Bergeshöhe verlaufend überquerte.

Vom Kaiserweg nach Brunnenbachsmühle

Die Landstraße zwischen Wieda und Braunlage wird gequert und man hat die Wahl, den linken oder rechten Weg zu nehmen. Natürlich nehmen wir den weniger steilen linken Weg, der neben der ehemaligen Bahntrasse verläuft und nach etwa 200 m auf die Bahnstrecke nach rechts überschwenkt. Da man hier 200 m nicht hergerichtet hat, findet auch niemand die aus dichtem Dickicht aufwändig wieder zum Radweg hergerichtete Bahnstrecke, die hier inzwischen wieder halb zugewachsen den höchsten Punkt mit 601 m ü. N. N. erreicht. In einem Einschnitt – also wieder ohne viel Steigung, während der rechte Weg ordentlich bergan gestiegen wäre. Heute liegen sogar dicke Baumstämme wie eine Barriere offenbar seit geraumer Zeit schon quer über den Radwanderweg. Wer auch immer diesen Blödsinn verbockt hat, er ist offenbar kein Radfahrer, denn eine solche Barriere ist höchst radfahrerfeindlich. Insbesondere mit Kinder-Fahrradanhängern ist das ein absolutes „no go“. Schade und eine Schande zugleich. Denn der Weg zur Hebung des sanften Tourismus zwischen Ober- und Südharz viel Geld gekostet und viel Arbeit gemacht (auch dem Autoren, der an der Gestaltung der Stelen beteiligt war). Nach Ende des Einschnitts wechselt der Radwanderweg wieder auf den über die Bergkuppe kommenden Alternativweg. Die Bahnstrecke führt auf dem weiterhin zugewachsenen Damm weiter geradeaus – mit viel weniger Gefälle und Steigung. Auch ein Grund, weshalb niemand die Verschwenkung auf die Originaltrasse fährt – man findet sie heute einfach nicht mehr. Durch das Baumsterben steht hier eh weit und breit kein Baum mehr. Da sollte das Freiräumen von 200 m Bahndamm wirklich angegangen und auch der bereits wiederhergestellte Rest, der zusehends zuwächst, wieder geöffnet werden. Am Ende sollte ein durchgehender Radweg stehen und ggf. ehemalige Bahntrassen-Randwege aufgegeben werden – die Bahntrasse selbst aber nicht.
Ein Abzweig am großen Wegekreuzum „Kapellenfleck“ lohnt hier allemal. Es handelt sich um das Bodendenkmal einer mittelalterlichen Herberge mit Kapelle am historischen Kaiserweg, dessen Geschichte noch immer weitgehend im Dunkel der Vergangenheit verborgen liegt.
Durch das waldeinsame Schächerbachtal geht es zum Forsthaus Kapellenfleck und in Bogen hinüber (der Bahneinschnitt wurde verfüllt, so dass es hier heute ein Stück steiler bergauf geht) zum Bahnhof Brunnenbachsmühle.

Brunnenbachsmühle

Wieder ein historischer Ort. Die Brunnenbachsmühle geht auf eine im Jahr 1707 neu errichtete Getreidemühle am Brunnenbach zurück. Beim Dammbruch des 1755 errichteten Andreasberger Teichs zwei Kilometer oberhalb (heute „Silberteich“ genannt) nach Hochwasser in der Nacht des 3.12.1760, wurden die Mühlengebäude zerstört und die im Schlaf überraschten vier Einwohner von den Fluten fortgespült.
Die Mühle wurde in der Nähe wieder neu aufgebaut. 1819 geht die Vitriol-Brennerei in der Brunnenbachsmühle ein. 1862 eröffnet der Müllermeister Hasselbarth einen Ausschank. 1884 brennt die Mühle ab.
1899 kehrt wieder Betriebsamkeit ein. Fernab jeder Siedlung ist ein Bahnhof entstanden. Hier zweigt die Strecke nach Sorge und Tanne von der Hauptstrecke zwischen Braunlage und Walkenried ab. So ist einige Male am Tag viel los, wenn sich hier die Züge treffen. Heute wird das Bahnhofsgebäude als Jugendwaldheim des Nationalparks Harz betrieben und wertvolle Arbeit mit der Jugend im Wald betrieben. Eine tolle Sache, die junge Menschen an die Natur und ihre Zusammenhänge mit spürbar viel Herzblut heranführt.

Von Brunnenbachsmühle nach Braunlage

Die Schlussetappe beginnt. Hinter dem Bahnhof Brunnenbachsmühle befindet sich die größte Holzbrücke des Harzes, über die Holztransporter rollen. Danach zweigt die Bahntrasse vom zum Waldcafé Forellenteich (empfehlenswert!) führenden Waldweg nach rechts ab und führt auf einem Dammbauwerk über das Tal. Im Dammfuß ist eine Brücke eingelassen. Keine repräsentative Bogenbrücke wie anderswo, sondern eine kostensparende Konstruktion.
Kurz darauf wird die Landstraße nach Braunlage überquert und durch ein ruhiges Waldgebiet später auch die Bundestraße 4. Der Bahnübergang lag einige Meter vor dem heutigen, da die Straße verlegt wurde. Die alten Alleebäume verraten noch den alten Straßenverlauf. Nun geht es noch um die Höhe des Brandhais herum. Seit die Bäume abgestorben sind, öffnet sich hier ein schöner Blick auf den Wurmberg und die Berge des Ostharzes. Bis zum Bahnhof Braunlag hinter der Getränkehandlung Hebestriet geht es durch die Braunlager Bodewiesen bergab.

Vom Bahnhof zur Elbingeröder Straße

Der Südharz-Eisenbahn-Radwanderweg ist am Bahnhof noch nicht zu ende. Es geht ein kleines Stück zurück. Und hinter der Getränkehandlung Hebestriet, die sich quer über das einstige Gleisfeld erstreckt, geht es nach links hin ab. Die neue Feuerwehr kommt in Sicht und im Bogen führt die alte Gütertrasse zum Bahnhof Wurmberg um das einstige Areal des Sägewerks Buchholz herum, auf dem heute die Supermärkte der Stadt (Penny, Aldi und Edeka) liegen.
An der Warmen Bode entlang wird die hoch über dem Fluss gelegene Steinsklippe erreicht, die durch den Kurpark leicht erwandert werden kann. Über die Bogenbrücke der Wietfelder Straße hinweg geht es nun auf dem anderen Ufer der Bode weiter, da die ursprüngliche Bahnstrecke auf dem Gebiet der Hotelanlage Hapimag liegt. Nachdem das Kurgastzentrum passiert wurde, wird das Heimatmuseum Braunlage erreicht, das auch viele Informationen zur Südharz-Eisenbahn bereit hält. An Kindergarten, Schulbücherei vorbei wird an der Elbingeröder Straße das alte Schulgebäude Braunlages erreicht. Dies ist der Beginn bzw. Endpunkt des Radwanderweges. Praktischerweise liegt direkt gegenüber ein empfehlenswerter Fahrradverleih.